Geschichte der Familie Coerper
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Die Geschichte der Familie

Coerper

1938 - 40 recherchiert und geschrieben von

Karl-Eberhard Coerper *1916 +1942

 

Beiträge zur Geschichte der Familie Coerper

Es war an einem Sommermorgen des Jahres 1938, als ich von Meisenheim am Glan abwärts kommend in Odernheim über die Nahebrücke radelte, um den Weg nach dem Dörfchen Boos zu suchen, das etwas unterhalb von Odernheim am linken Flussufer liegen sollte.

Bald hatte ich ihn denn auch gefunden. Holperig und schmal zog er sich unweit der Nahe am Berghang unter Schlehen und Obstbäumen und zwischen Weingärten hin.

In welche verlassene Gegend mochte er führen?

Von einer hohen Wegbiegung aus sah ich plötzlich das Dörfchen inmitten üppiger Obstbäume vor mir im Tal liegen. Fast verwunschen, abgeschieden von der übrigen Welt, erinnerten nur die Bahngleise zwischen Dorf und Fluss an das Getriebe des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Hier also hatten unsere ältesten Vorfahren ihr oft reich bewegtes und durch Kriegsgeschrei und mancherlei Aufregungen beunruhigtes Leben, wie das aus der Geschichte des Dorfes hervor-geht, gelebt.

Durch einen steinigen, steilen Hohlweg gelange ich von hier oben rasch ins Dorf hinab. Es überrascht mich durch seine bescheidene Schönheit, die leider etwas beeinträchtigt wird durch den auffallend schlechten Zustand von Straßen und Häusern, die die Armut des Dorfes nicht zu leugnen vermochten.

Beiderseits eines wasserarmen Bächleins, dem Tummelplatz der Gänse und Enten, drängen sich in unregelmäßigen Zeilen die Häuser und Höfe zusammen, nur vor dem winzigen Rathaus einen marktähnlichen Platz freilassend, den ein mehr zweckmäßiger als schöner Brunnentrog ziert. Hinter dem Rathäuschen, dessen Vorderfront zwei wohl vom Kloster Disibodenberg stammende Säulen zu verschönen suchen, wird etwas erhöht die Kirche sichtbar.

Gegenüber der Kirche finde ich den alten Cörperschen Hof. "Wirtschaft von Friedrich Cörper" heißt es in großen Buchstaben über der Haustüre.

Leider waren alle Bewohner gerade bei der Feldarbeit. Ich benutze die Zeit, mir das Haus gründlich von außen anzusehen.

Es ist ein hochgiebeliger, zweistöckiger Bau mit fensterreicher Vorderfront. Die linke, freie Giebelseite ist von fünf kleinen Fenstern unregelmäßig durchbrochen. Der Fenstersturz des rechten unteren zeigt nebenstehende interessante Zeichen. (Zum Zeitpunkt der Abschrift des Originales war die Skizze der Zeichen schon in so schlechtem Zustand, dass sie nicht mehr zu rekonstruieren war. kew) In Dachhöhe sind drei steinerne Kanonenkugeln eingemauert.

An die andere Giebelseite schließen sich die Wirtschaftsgebäude und Stallungen an. Nach vorne ist der Hof durch eine teilweise alte Mauer abgeschlossen, die von einem breiten Tor durchbrochen ist. In die Mauer ist der Schlussstein des alten Hoftores eingefügt.

Er trägt in Reliefarbeit ein breites Wappen, das eine zehnzackige Krone und darunter eine steh-ende Wolfsangel mit drei Querbalken und links und rechts derselben die Buchstaben A + K zeigt. Das ganze Wappen flankierend ist die Jahreszahl 17 14 in den Stein gemeißelt. (Die Buchstaben meinen wohl Andreas Körper, - *1679 V 1742 kew - den damaligen Schultheißen.)

Das Haus macht im Ganzen einen stattlichen Eindruck, der aber auch wieder durch die sehr deutlichen Spuren des Alters herabgemindert wird.

In der Hoffnung, genaueres über Dorf und Familie zu erfahren, suchte ich den Lehrer auf. Er nahm mich sehr freundlich auf und gab mir eine kleine Schrift des ehemaligen Böckelheimer Bürgermeisters Hahn mit dem Titel: "Geschichte des Böckelheimer Kirchspiels, der Burg Böckelheim und des Ursprungs der Spohnheimer Grafen." Sie gibt einige interessante Auf-schlüsse über Boos und unsere Familie, die ich im Auszug hier wiedergeben möchte:

Das Dorf Boos wird schon in einer Urkunde des Erzbischofs Adelbert vom Jahre 1128 erwähnt.....In dieser Urkunde ist der Ort Boys corpus genannt und unter den Ortschaften aufgezählt, welche verpflichtet waren, die Dächer des Klosters Disibodenberg zu unterhalten.

Der Name Boos mag sich auf das Vorkommen der Sandsteinbrüche beziehen und stammt vom mitteldeutschen Worte "bozzen", das "schlagen, stoßen" bedeutet, ab. Das Wort "bossen" ist jetzt noch bei Booser Steinmetzen gebräuchlich.....

Über 200 Jahre lang gehörten die kurpfälzischen Schultheißen der Familie Cörper an...

Das Schultheißenamt wurde meist einem Erbbestandspächter übertragen. In Boos befanden sich vier Erbbestandsgüter bzw. Höfe: Der Disibodenberger Hof, im Erbbestand der Familien Scherer und Hellwig. Der Steinkallenfelsische Hof, im Erbbestand der Familie Staab. Der Marienpforter Hof, im Erbbestand der Familie Cörper. Der Hunoltsteinische Hof im Erbbestand der Familie Weinmann. Die Vogtei über Boos war den Rittern von Spohnheim von den Grafen Zweibrücken übertragen. Im 18. Jahrhundert übten sie Sponheim und Rheinkallenfels gemeinsam aus.....

Im Jahre 1812 verbrannten die Booser Bürger alle die Leibeigenschaft betreffenden Urkunden.....

Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert vom Grafen Spohnheim erbaut. Nur der Turm ist erhalten. Die Kirche wurde 1695 im Orleanischen Kriege von französischen Marodeurs zerstört.....

Im Booser evangelischen Kirchenbuch ist am 08.05.1696 vermerkt, dass die Trauung von Heinrich Speiss und Elisabeth Veitner in der Wohnung des Schultheißen hat vorgenommen werden müssen.....

Um die Mittagszeit traf ich dann auch die jetzigen Besitzer des Marienpforter Hofgutes, die Witwe Friedrich Cörper und ihren Sohn Jakob (*1911). Beide freuten sich über meinen Besuch und zeigten mir freundlicherweise das Haus auch noch von innen.

Kommt man vom Hofe her über die breite Steintreppe in den kurzen Flur, so liegt linker Hand das lange Schankzimmer mit niederer Decke. An den Fenstern entlang stehen große Tische mit Bänken und Stühlen. In der hinteren Ecke tickt eine alte Standuhr aus Großvaters Zeiten. Nach hinten hinaus, an das Schankzimmer anschließend, liegt die altertümliche Küche. Im rechten Flügel des Hauses die übrigen Wohnstuben und im Obergeschoß die Schlafräume, mit alten geschwärzten Balkendecken.

Ob nun die Familie ihren Ursprung in Boos nimmt oder ob sie, wie der Lehrer meinte zugewan-dert ist, konnte ich bei meinem Besuch nicht in Erfahrung bringen. Die Kirchenbücher reichen nämlich nur bis knapp 1600 zurück. So müssen wir uns mit dem begnügen, was wir aus anderen Quellen bisher erfahren konnten.

Fest steht jedenfalls, dass Mathes Cörper, der um 1600 geboren sein muss, Ländereien in Boos besessen hat. Er wird von Johann Scherer, Boos, in einem Aufsatz in den "Kreuznacher Heimatblättern" Jg. 1921 in einem Booser Güterverzeichnis genannt: "1672 Mathes Cörpers Erben....”

Erst 1767 werden Cörpers als Pächter eines Teiles des Marienpforter Gutes genannt. (Vergleiche: Friedr. Werth, "Geschichte des Dorfes Boos an der Nahe, Seite 39.). Jedoch lassen die Jahreszahl auf dem Torsturzstein 1714 und die auf dem Fenstersturz (1701) auf eine frühere Pachtbeteiligung schließen. Allmählich wird der Hof dann ganz in den Besitz der Familie übergegangen sein.

Hoferbe war scheinbar immer der älteste Sohn, denn noch heute ist der Hof in dem Besitz der ältesten Linie der Familie (auf der Tafel ganz links außen). Auch das Schultheißenamt blieb in diesem Familienzweig. Die jüngeren Geschwister finden wir dann als Bauern oder Handwerker in den umliegenden Ortschaften wieder. (Diese Familien sind noch nicht restlos auf der Tafel erfasst.)

Das ist etwa das Wichtigste, was wir über die alten Booser Cörpers wissen. Trotz der Abgeschiedenheit des Ortes waren es nicht immer ruhige Zeiten, die sie dort aushielten. Das zeigen uns die alten Urkunden, die uns Friedrich Werth in der oben genannten Schrift und in seinem anderen Werk "Beiträge zur Geschichte der reformierten Kirchengemeinde Waldböckelheim und Boos" zugänglich gemacht hat. Waren es nicht die Kriege, Unruhen, Not und blutige Auseinandersetzungen die bis in diesen entlegenen Winkel getragen wurden, so waren es konfessionelle Streitereien zwischen Reformierten, Lutheranern und Katholiken, die fortwährend die Gemüter beunruhigten.

Den nächsten Tag benutzte ich zu einem Besuch des Standesamtes in Odernheim, um in den Kirchenbüchern die Daten dorthin übergesiedelter Booser Familien zu suchen. Es ging haupt-sächlich um die Herstellung der Verbindung mit einem Zweig der Familie in der Mark, auf den man mich aufmerksam gemacht hatte. Unter Friedrich dem Großen sollten Glieder dieses Zweiges von Odernheim dorthin ausgewandert sein.

Tatsächlich fand ich auch zwei Brüder Cörper in den Büchern verzeichnet, die von Boos nach Odernheim geheiratet hatten. Sie waren Söhne des Sebastian Cörper *1681, Johann Wilhelm und Johann Nikolaus. Beide hatten je sechs Kinder in Odernheim. Wiederum zwei Brüder, diesmal Söhne des Johann Nikolaus, Johann Jakob *1742 und Johann Nikolaus *1749, waren es, die die Träger des ausgewanderten Zweiges sind. Über diesen Märker Zweig berichtet Pfarrer Ahrend, Rüdersdorf, in einem Aufsatz "Die Pfälzer Kolonisten im Kreise Niederbarnim".

 
 

Ich gebe ihn hier auszugsweise wieder:

"Friedrich der Große schreibt am Schluss seiner Brandenburgischen Geschichte die für seine Politik wichtigen Worte: "Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der die Lande entvölkert; die Duldung ist eine zarte Mutter, welche sie hebt und blühen macht .“ Das war der Grundsatz seiner Politik und trug wesentlich zur Blüte seines Landes bei. Während seit der Zeit der Gegenreformation bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den katholischen Ländern Ströme von Blut und Tränen geflossen sind und zehntausende lieber ihre Heimat als den evangelischen Glauben aufgaben, hatte Preussen die Landesgrenzen geöffnet und Unzähligen eine neue Heimat bereitet. Der Alte Fritz, der drei Kriege geführt hat, ist bestrebt gewesen, die Verluste des Krieges durch die Einführung zahlreicher Kolonisten aus der Fremde auszugleichen. Ihnen übergab er die wüst liegenden Ländereien und er freute sich, wenn Wüsten in blühende Gegenden umgewandelt waren. In allen Provinzen seines Staates ließ er wie schon vor dem Siebenjährigen Kriege im Oderbruch begonnen, Sümpfe entwässern, durch Dammbauten die Ufer der Flüsse befestigen und das angrenzende Land gegen die Fluten schützen. Im ganzen mögen 200 000 Kolonisten in Preussen aufgenommen worden sein.

Zu dieser Kolonisation gehört auch die Ansiedlung der Pfälzer im Kreise Niederbarnim.

Der "Verein der Pfälzer" in Berlin ist seit Jahren bestrebt, die Familien festzustellen, die in der Mark Brandenburg angesiedelt worden sind. Die Zeitschrift "Der Pfälzer in Berlin" brachte 1927 einen Artikel von August Weinsheim, in welchem die Orte genannt sind, die von Pfälzern besiedelt sind. Ich möchte aus diesem Artikel nur einige nennen: Rüdersdorf, Alt Buchhorst, Neu Buchhorst, Erkner, Friedrichshagen, Petershagen, Kleinschönebeck, Vriezen, Neu Zittau, Freienbrink, Stokow Fort, Fürstenwalde und andere. Zu der Zeit Friedrichs des Großen gab es zwei Kolonisationszüge aus der Pfalz, die durch den Siebenjährigen Krieg getrennt sind, der erste von 1747 bis 1756, der zweite von 1764 bis 1775. Vorher um 1687 kam in die Mark schon ein Zug, dem sich pfälzische Vallonen angeschlossen hatten, die auch Jungpfälzer hießen. Es waren dies Niederländer, die 1567 vor Herzog Alba geflüchtet waren und in Pfalz Simmern ein Unterkommen gefunden hatten. Als durch den Tod Karls im Jahre 1685 das Herrschergeschlecht ausstarb und nun die Pfalz Simmern an das Pfalzgräfliche Haus Neuburg fiel, das seit 1614 wieder katholisch war, mussten viele Jungpfälzer ihre Heimat verlassen und kamen nach Brandenburg.

Bevor auf die Familien, die in unserer Gegend angesiedelt wurden, genauer eingegangen wird, mögen die Gründe gesucht werden, die die Pfälzer veranlaßten, dem Rufe des Preussenkönigs zu folgen. Der Hauptgrund zur Auswanderung liegt in der Überbevölkerung des Landes. In Westdeutschland kennt man nur in den seltensten Fällen Bauernhöfe in der Größe, wie sie in Ostelbien üblich sind. Schon in früheren Jahrhunderten waren die Wirtschaften durch Erbteilungen so verkleinert worden, dass für den zweiten und dritten Sohn kein Land mehr abgetrennt werden konnte. Nur der älteste Sohn konnte den Hof übernehmen, während die anderen Kinder durch eine Geldentschädigung abgefunden werden mußten. Die Städte konnten diese jüngeren Söhne auch nicht mehr aufnehmen, so daß der Ruf des Preussenkönigs, der ihnen in der Mark Brandenburg ein Vielfaches an Ackerland anbot, sehr verlockend war. So blieb gewöhnlich der älteste Sohn in der Heimat zurück, um den väterlichen Hof zu übernehmen, während die jüngeren Söhne auswanderten, wie es bei der Familie Körper in Petershagen nachgewiesen ist.

Der Preussenkönig hatte den Freiherrn von Brand in Frankfurt am Main beauftragt, in der Pfalz für eine Auswanderung in die Mark Brandenburg zu werben und mit den Auswanderungslustigen zu verhandeln. Nur solche Familien sollten als Siedler angenommen werden, die über genügend Geld verfügten. Aus dem Pfälzer Dorf reiste gewöhnlich ein dazu bestimmter nach der Mark, der Lokator genannt wurde und das Siedlungsgelände aussuchte. Dann folgten die übrigen Siedler nach; der Lokator wurde nachher gewöhnlich Kolonistenschulze genannt. Die Bedingungen, unter denen sie angesiedelt wurden, waren verschieden. In Petershagen wurde ein Vorwerk aufgeteilt. Die Siedler mussten das lebende und tote Inventar übernehmen, und es dem Gutspächter bezahlen, dazu noch die Bestellung des Ackers, die der Gutspächter vorgenommen hatte, bevor die Siedler die Wirtschaft übernahmen. In allen Fällen mussten die Siedler die Kosten des Hausbaues selbst übernehmen, wozu ihnen das Holz aus den staatlichen Wäldern unentgeltlich überlassen wurde. Nachdem sie den Untertaneneid geleistet hatten, kamen sie in den Besitz der Stelle. Es wurden ihnen einige Freijahre gewährt, in denen sie keine Steuern oder andere Abgaben zu leisten hatten. Dann mussten sie an den Staat einen Erbzins zahlen, der im Durchschnitt jährlich 30 Taler betrug. Von allen übrigen Lasten, wie sie der erbuntertänige Bauer zu leisten hatte, waren sie befreit. Sie brauchten keine Dienste zu leisten, keine Amts- und Kriegsfuhren, keine Kontributionen oder Kavalleriegeld zu zahlen, kein Getreide zu liefern. Aber durch den verhältnismäßig hohen Erbzins standen sie sich nicht besser als die übrigen Bauern.

Die Kolonisten bildeten neben den eingesessenen Bauern und Kossäten eine eigene Kolonistengemeinde. Sie hatten ihren eigenen Kolonistenschulzen. Erst kurz vor 1800 wurden Dorfgemeinde und Kolonistengemeinde unter einem Dorfschulzen vereinigt.

In Petershagen wurden zehn Kolonistenfamilien angesiedelt. Der König hat durch seine Kabinettorder im Jahre 1765 angeordnet, daß das Vorwerk Petershagen aufgelöst und den Kolonisten zur Niederlassung übergeben werden solle. Die Besiedlung erfolgte in den Jahren 1765 1773. Es mögen nur die Familien genannt werden, die für unseren Kirchenkreis von Bedeutung sind, nämlich SCHNEIDER und KÖRPER.

......Die andere Pfälzer Familie, die auch für die Gemeinde unseres Kirchenkreises Bedeutung bekommen hat, ist die Familie Körper. Johann Jakob Körper ist am 08.01.1742 in Odernheim am Glan, in der Nähe von Kreuznach geboren.

Im Frühling 1767 erwarb er in Petershagen das Kolonistengut, das zwei Jahre zuvor Philipp Teubert erhalten hatte. Seine Frau, eine geborene Gensler, stammte aus einer in Müggelheim angesiedelten Familie und war 1743 in Seifersheim in Hessen geboren. Ein älterer Bruder, der im Jahre 1740 geborene Johann Valentin Körper, blieb in Odernheim zurück, während ein etwa 14 Jahre jüngerer Bruder, Johann Nicolaus, nach Petershagen ausgewandert war. Dieser jüngere Bruder wurde 1770 in der Schloßkirche Alt Landsberg konfirmiert. Er verließ bald darauf Petershagen. Er verheiratete sich 1784 mit Dorothea Louise Juliane Werk, einer Försterstochter aus Storkow Fort. In Fangschleuse ließ er sich als Holzschläger nieder, wo ihm 1785 das erste Kind geboren wird. Zwei Jahre später erwirbt er ein Eigentum. Die Nachkommen sind noch heute dort ansässig und eine Straße ist nach dieser Familie benannt worden.

Die Familie Körper in Petershagen war bestrebt, ihren Besitz zu vergrößern. Johann Jakob Körper hatte fünf Söhne, die alle in Petershagen geboren sind. Nur ein Sohn konnte einmal das Kolonistengut übernehmen. Er hatte dazu seinen ältesten Sohn, Johann Peter, ausersehen. In demselben Jahre, in welchem dieser Sohn die Marie Louise Weinsheimer heiratete, erwarb er 1795 in Woltersdorf eine Kossätenwirtschaft für seinen zweiten Sohn, Johann Heinrich. Zwei Jahre später übergab er seine Petershagener Wirtschaft an den ältesten Sohn Johann Peter; er selbst wurde Altsitzer und starb 1811. Aber schon vorher, im Jahre 1801 stirbt der älteste Sohn Johann Peter und hinterlässt drei Kinder, von denen das älteste, Johann Jakob, acht Jahre alt ist. Die Witwe heiratete im folgenden Jahre einen jüngeren Bruder ihres verstorbenen Mannes, Johann Nicolaus. Aus dieser Ehe stammen vier Kinder. Als aber Marie Louise Weinsheimer nach kurzer Ehe auch starb, ging der Besitz des Stammgutes, auf welchem bis 1811 noch der zugewanderte Ahne Johann Jakob Körper als Altsitzer lebte, in den Besitz des Sohnes des Erstgeborenen über, während Johann Nicolaus, der sich 1802 in die Wirtschaft seines verstorbenen älteren Bruders eingeheiratet hatte, für sich und seinen Sohn eine neue Wirtschaft erwarb, die vorher der Familie Ritter gehört hatte.

Wenden wir uns jetzt der Woltersdorfer Linie Körper zu. Wir haben gehört, dass Johann Körper 1795 für seinen zweiten Sohn Johann Heinrich eine Kossätenwirtschaft in Woltersdorf gekauft hat. Nach dem Kaufvertrag vom 25.09.1795 hatte Jakob Körper dem Vorbesitzer Johann Christian Stechow den Preis von 265 Talern bezahlt. Aber der Hof blieb nur kurze Zeit im Besitze von Körper und wurde 1800 für 725 Taler an Johann Georg Kolberg weiter verkauft. Schnell wechselten in späterer Zeit die Besitzer dieses Hofes. Jetzt wohnt dort Ernst Kühne. Johann Heinrich Körper erwarb am 17.01.1801 eine neue Wirtschaft von Michael Alexander Kloß für den Preis von 830 Talern. Zu dem Kossätenhof gehörten Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Ackerland für 18 Scheffel Aussaat am Bauernsee und am Vogelsdorfer Weg, je eine Wiese an der Spree, am Stolp und am Kalksee. Belastet war der Hof durch ein Altenteil für die Witwe Grimm, die 1792 die Wirtschaft an Kloß verkauft hatte. Dieser Hof, der neben dem alten Krug liegt, blieb bis heute in dem Besitz der Familie Körper.

Die Familie Körper in Woltersdorf hat im vorigen Jahrhundert noch einen dritten Hof im Besitz gehabt. Der zweite Sohn des Johann Heinrich Körper, der Friedrich Wilhelm hieß, kaufte 1837 von der Witwe des Johann Christian Wilhelm Reinicke den Hof.

Zweiundzwanzig Jahre lang konnte er den Hof versorgen. Er starb 1859. Die Witwe heiratete den Schiffer und Eigentümer Johann Friedrich Blume. Der Hof kam in andere Hände. Die Besitzer waren später Blum'sche Erben, Marie Bohl, Riedel, Blankenfeld.

Auch in Rüdersdorf ist seit 1875 eine Kossätenwirtschaft im Besitz eines Körper. Dieser Hof gehörte früher dem Kossäten Johann Friedrich Heinrich Matthes, welcher 1860 eine Marie Louise Emilie Körper, die am 18.02.1837 in Woltersdorf geboren wurde, geheiratet hat. Aber am 18.Mai 1874 starb Matthes, und die Witwe heiratete 1875 den am 10.03.1842 in Petershagen geborenen Ferdinand Körper. Seitdem ist der Hof im Besitz der Familie Körper.“

 

Von Odernheim aus führte mich mein Weg weiter die Nahehöhen hinauf nach Duchroth, wo sich eine ganze Reihe Familien unseres Namens finden.

Im Gasthaus Cörper am Ostausgang des Dorfes kehrte ich, wie vor Jahren schon einmal mit meinem Vater, ein und wurde auch diesmal wieder freundlich aufgenommen. ( Heute heißt die Gaststätte “Pfälzer Hof” und wird von der Tochter des letzten Namensträgers geleitet: Gerda Blumenröder, *1937. kew 1998)

Leider fehlen mir bis heute einige Verbindungsdaten, um auch diese Linie in die Tafel einzeichnen zu können. Dass die Duchrother zur Sippe gehören, ist nicht zu bezweifeln. Es bestand damals nur keine Gelegenheit, die Kirchen und Standesamtsbücher einzusehen, da beide Bücher für die in Frage kommende Zeit nicht dort, sondern im Archiv in Mainz oder an anderem Ort lagen. Als ich mich dann während des Krieges, bevor ich die Tafel schrieb, dorthin wandte, erhielt ich die Antwort, dass wegen Personalmangels keine Auszüge gemacht werden könnten.

Deshalb möchte ich hier die Daten aufzeichnen, die ich bei meinem Besuch im Gasthaus erfahren konnte. Es handelt sich dabei aber nur um die Daten einer Familie, die dazu besonders in den älteren Angaben, da sie ohne Unterlagen gegeben wurden, fehlerhaft sein können.

 
 

Außerdem erzählte man mir im Gasthaus, im Ort wohne noch ein alter Bauer Cörper, der ein altes Wappen im Besitze habe. Ich ging gleich hin, um es mir anzusehen. Der Alte saß gerade im Korbsessel auf dem Hof in der Sonne, die Hände und den grauen Kopf auf einen Stock gestützt. Gerne zeigte er mir das Wappen.

Es war ein eingerahmtes vergilbtes Blatt, etwa 18 x 30 Zentimeter groß. Unter dem Wappen befindet sich folgende Unterschrift:

"Wappen der Familie Cörper. Die Cörper aus Rothenburg ob der Tauber stammend sind eines guten Geschlechts und tragen im roten Felde eine deutsche Eiche, welche die deutsche Abkunft der Familie bedeutet. Einen gekrönten Helm, worin ein Pfauenschweif, der das Erbe des Stammes darstellt. Dieses Wappen erhielten sie unter Kaiser Rudolf dem 1. Anno 1290.” (Unterschrift: Max von Astnoch, Maler)

Der ganzen Aufmachung, besonders auch dem darunter stehenden Spruch nach ist wohl an-zunehmen, dass das Wappen um die vorige Jahrhundertwende von einem umherziehenden Maler gegen Geldleistung gemalt worden ist.

Einer der ersten Cörpers, die von Boos nach Duchroth kamen, war wohl Peter Cörper, * 1707, Sohn von Sebastian Cörper. Sein Sohn Johannes war, wie das aus dem Hausbuch meines Urgroßvaters hervorgeht, auf dem Montforter Hof bei Duchroth ansässig.(Vielleicht auch schon sein Vater), Ihm folgten im Laufe der Zeit noch andere. So werden die heute in Duchroth ansässigen Familien verschiedenen Linien angehören, die erst in Boos zusammentreffen.

Darüber wird hoffentlich die Zukunft noch Aufschluss bringen. Genaueres wissen wir nur über den ältesten Sohn des Johannes Cörper, Wilhelm. Er geht als Schreiber nach Obermoschel, wird Verwalter des Kirchenschaffneifonds und kommt als solcher nach Meisenheim. Daneben ist er Verwalter der Güter des Herrn Boos - Waldeck. Mein Urgroßvater schildert ihn als überaus fleißigen und unternehmenden Mann, der seine Zeit auszukaufen weiß.

In der französischen Revolution, als die Adligen aus der Pfalz - Zweibrücken vertrieben wurden, kaufte er die Boos - Waldeck´schen Besitzungen in Meisenheim, den Lamperter Hof. Wenige Jahre später, 1812, verkaufte er diesen wieder, um das 800 Morgen große Talschloß Iben zu erwerben, das zuletzt im Besitz der Frau von Schmittburg war. (In der Kunstgeschichte ist es bekannt seiner feinen, von Templer Rittern erbauten Schloßkapelle wegen) Leider war es Wilhelm Cörper nicht vergönnt, sich lange an dem schönen Besitz zu erfreuen. Nach einer ganzen Reihe von Kriegs- und Hungerjahren stirbt er 1820, erst 56 Jahre alt.

Der interessante Bericht meines Großvaters (Friedrich Coerper, *1847 +1924, genannt „Fritz“ kew) lautet:

 
 

"Aber in dem selben Jahre 1812 begannen die kolossalen Truppendurchzüge aus Frankreich gegen Rußland; monatelang dauerte die schwerste Einquartierung, fast täglich hatte man oft ganze Bataillone zu verpflegen, die der missgünstige Bürgermeister von Fürfeld, der auch Liebhaber des Gutes war, nach Iben dirigierte. Da wurde dann alles Vieh aus den Ställen geschlachtet und verzehrt, und als nichts mehr zu schlachten da war, musste der Proviant mit großen Kosten herbeigeschafft werden. Fast täglich ging ein Wagen nach Kreuznach, um für schweres Geld Fleisch, Wein und Branntwein zu holen.

Nach dem schrecklichen russischen Feldzug wiederholten sich 1813 diese Durchmärsche mit den selben Lasten gegen die Alliierten und nach der Schlacht bei Leipzig kamen die Rückzüge der geschlagenen Franzosen. 1814 kamen die Deutschen Heere über den Rhein, die das linke Rheinufer als Feindesland betrachteten und auch so behandelten, sodass deren Ansprüche und Forderungen noch drückender waren und schwerer empfunden wurden, als die der Franzosen. Daher dennoch, Jahre andauernde, unpatriotische Vorliebe für Frankreich bei einem großen Teil der linksrheinischen Deutschen.

Nach der Einnahme von Paris begannen die Rückmärsche, die mit Unterbrechungen bis ins Jahr 1816 fortdauerten, wo die letzten Russen, ein Kosakenkorps, durchkamen.

Bei all diesen Kriegslasten und Drangsalen konnte an Verminderung der auf dem Gute noch ruhenden Restschuld nicht gedacht werden, zumal in Ermangelung eines Viehbestandes auch der nötige Dung fehlte und der Ertrag der Güter ein äußerst geringer war.

Der Krieg war nun beendet; der Friedensstörer war nach St. Helena verbannt und es hätte nun besser werden können. Aber da gestaltete sich das Jahr 1816 wegen der andauernden großen Nässe zu einem völligen Missjahr, welches das traurige Hungerjahr 1817 im Gefolge hatte. Die beiden folgenden Jahre reichten kaum hin, sich ein wenig zu sammeln und die dürftigsten Anfänge zur Heilung der schweren Schäden und Wunden zu machen, an denen man noch schmerzlich zu leiden hatte.

Und doch sollte jetzt erst unsere Familie von dem härtesten und folgenschwersten Schlage getroffen werden. Im Jahre 1820 wurde der Großvater nach kurzem Leiden durch den Tod abgerufen. Welche Folgen dieser Todesfall gehabt hat, davon später, nachdem ich einiges über Vater und Mutter erzählt habe.“

   
So ging das Gut teilweise wieder in die alten oder in fremde Hände über. Da aber doch drei Generationen der Familie Iben erlebt haben und eine ganze Reihe unserer heutigen Linien ihren Ursprung in Iben, sei es auf dem Hof selbst oder in der Mühle, nehmen, halte ich es für angebracht meinen Urgroßvater Friedrich Cörper *1816 +1888 , über Iben und seine dort verbrachte Jugendzeit berichten zu lassen:
   
 

"Dieser Hof, ein früheres Rittergut, der Familie Schmidtburg gehörend, liegt in dem Münstertal, das von dem Appelbach, der am Fuße des Donnersbergs aus der sogenannten Mordkammer entspringt, durchflossen wird. Es ist die schönste Stelle des ganzen Tales, wo Iben liegt. Von Westen nach Osten ziehen sich parallel ziemlich hohe Talränder, der nördliche mit Weinbergen, der südliche mit dichtem Laubwald bedeckt, etwa fünf Kilometer bis zum Hof herab, die um den Hof herum etwas weiter auseinandertretend, demselben eine nach allen Seiten geschützte Lage gaben. Da wo die Straße von Fürfeld durch ein Seitentälchen zur Talschleher führt und dieselbe überschreitet, liegt rechts der Hof, links die dazu gehörende oberschlagte Mühle; einen halben Kilometer weiter steigt dann die Straße ziemlich steil durch den Wonsheimer Wald aus dem Tale wieder auf die Höhe. Dem Hofe gegenüber erhebt sich nördlich der mit Reben bepflanzte Mühlberg und hinter demselben türmt sich, nordwestlich gegen Fürfeld hin, der Eichelberg auf, Porphyrkegel, die höchste Erhebung der hessischen Rheinprovinz von dessen Gipfel man den größten Teil dieser Provinz übersehen kann.

Hinter dem Hofe gegen Süden dehnt sich, ganz allmählich aufsteigend, in vier Gewannen geteilt, die Gemarkung des Gutes, vorzügliches Ackerland, etwa 360 Morgen bis zum Walde aus, der den ganzen Komplex umschließt und sich ununterbrochen weiter erstreckt bis in die Nähe der Dörfer Mörsfeld, Kriegsfeld und Tiefenthal. Der nächste angrenzende Teil dieses Waldes, etwa 300 Morgen, gehört zu Iben. Zwischen den parallelen Talrändern zog sich von Tiefenthal aus ein üppiger Wiesengrund herab am Hofe vorbei, wovon etwa 100 Morgen ebenfalls zu demselben gehörten.

Wo diese Wiesen beim Zusammenfluss des Mühlteiches und dem alten Bach endeten, traten die Berge wieder so eng zusammen, dass sie kaum einen Durchgang ließen. Ja von dem Hof aus gesehen schien das Tal vollständig geschlossen durch eine hohe schroffe Porphyrwand, die sogenannte Heergrätz (wohl Heergrenze, kec). Vor diesem Felsen ausbeugend wendet sich der Bach gegen Norden, durchbricht ihn aber bei der Burgruine und dem Dorfe Neubamberg und dann noch einmal bei der sogenannten Hexenkanzel und tritt dann bei Wöllstein in die rheinhessische Ebene hinaus.

Der Hof selbst, das Schloss mit den dazugehörigen Ökonomiegebäuden bot damals, in den zwanziger Jahren (gemeint sind wohl die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts, kew), noch einen ganz anderen Anblick dar, als heutzutage. Damals konnte man noch deutlich wahrnehmen, den Plan erkennen, nach dem er angelegt war. Er war ursprünglich ein vierflügeliger geschlossener Bau nach den vier Himmelsgegenden situiert. Die vier Flügel schlossen einen Hofraum ein, in dessen Mitte eine in der reinsten Frühgotik erbaute Kirche (Kapelle) stand. Wo die Flügel zusammenstießen, erhoben sich vier Ecktürme mit steinernen Wendeltreppen, die zu den verschiedenen Etagen führten, so dass man auf die vier Flügel von jedem Turm aus gelangen konnte. Um das ganze lief ein ziemlich breiter Festungsring (Zingel) mit Ringmauern und Türmen umgeben, die den vier Ecktürmen des Schlosses gegenüber standen. Ein breiter, tiefer Festungsgraben, mit Wasser angefüllt, mit dem zu dem östlichen Flügel, in dessen Mitte sich das Tor befand, eine Zugbrücke führte, schloss das Ganze ein. Jenseits dieses Festungsgrabens, gegen Osten lagen die weitläufigen Wirtschaftsgebaulichkeiten, ebenfalls von einer fortlaufenden Ringmauer umgeben. Dem Schlossgraben zunächst stand ein Gesindehaus mit Kellerhaus und Keller, von den übrigen Gebaulichkeiten durch eine überbaute Durch- respektive Einfahrt getrennt; dann kam das erste Hof- oder Wirtschaftshaus, das von Gutspächtern bewohnt wurde. Daran schloss sich der Kuhstall an, diesem der Rinderstall, weiter der Ochsen- und Pferdestall, welche sämtlich durch einen inneren Gang mit einander in Verbindung standen und in das zweite oder obere Hof- und Wirtschaftshaus führte. Alle diese Gebäude bildeten die zusammenhängende nördliche Seite eines langgestreckten Vierecks, dessen östliche Seite zwei große Scheuern bildeten. An die südliche Giebelwand der "oberen" dieser Scheuern und in deren Richtung gegen Westen fortlaufend schloss sich eine lange, hohe Mauer an, die hinter dem Schloss in einem Turm endete, der durch eine zweite Mauer mit dem Schlossgraben wieder verbunden war. Da die gedachten Häuser, Stallungen und Scheuern nach außen geschlossen, nur nach innen, d.h. nach Süden und Westen Fenster und Türen hatten, so bildeten sie mit jener Mauer, die im Süden verlief, einen großen umschlossenen Raum, der einen großen Baumgarten, einen ebensolchen Pflanz - Ziergarten mit kostbaren Obstsorten und einem geräumigen Hof mit Brunnen in sich fasste.

Alles dieses war noch gut erhalten vorhanden, als der Großvater das Gut übernahm, auch als meine Eltern mit uns Kindern das obere Hofhaus bezogen. Mit dem Schlosse waren dagegen im Laufe des 18. Jahrhunderts große Veränderungen respektive Zerstörungen vorgegangen. Von demselben waren damals nur noch der südliche und nördliche Flügel mit den drei Ecktürmen, zwei gegen Süden und einer gegen Nordwesten gelegen, vorhanden; alles übrige mit Ausnahme der Kirche war zerstört, wahrscheinlich, wie aus dem Schutte ersichtlich, durch Feuer.

Der östliche Flügel mit dem Haupteingang und der Zugbrücke, war gänzlich verschwunden oder geschleift. Von dem nördlichen Flügel, gegen die Straße gelegen, der wahrscheinlich die herrschaftlichen Wohnräume enthielt, ragten nur noch die ausgebrannten Mauern der beiden oberen Stockwerke empor, während der untere Stock, aus Räumen mit soliden Kreuzgewölben bedeckt, noch vorhanden war. Diese Räume, unter ihren schützenden steinernen Decken dienten wahrscheinlich zu Remisen für Wagen und befanden sich auch noch unter dem westlichen und südlichen Flügel. Auch damals wurden sie noch zu ähnlichen Zwecken benutzt. In dem ersten, unter dem ausgebrannten nördlichen Flügel, wurden die Wagen und Ackergeräte geschoben, in dem zweiten desselben Flügels befand sich das Backhaus mit dem Backofen; in dem ersten Raume unter dem noch vorhandenen westlichen Flügel war die Wagnerei, dem zweiten die Schreiner- und Drechslerwerkstätte, in dem dritten befand sich eine Schmiede mit allen dazugehörenden Werkzeugen. Daran schloss sich die Wohnung des Schäfers und weiter, schon unter dem südlichen Flügel, ein großer Schafstall an.

Nun folgte ein tiefer geräumiger Keller, über welchem die große Gesindestube mit Küche und Vorhalle lag; an deren Wänden mehrere Schränke mit Vorräten, Weißzeug und Esswaren sich aneinanderreihten. Aus dieser Vorhalle führte die Treppe nach dem oberen Stockwerke und den gewaltigen Speicherräumen, die sich zusammenhängend und übereinanderliegend, über den südlichen und westlichen Flügel hinzogen; in denen mancherlei Getiers, Fledermäuse, Eulen, Marder usw. ihre Schlupfwinkel hatten und ihr unheimliches Wesen trieben. Aber auch wir Buben tummelten uns vielfach in diesen Speichern umher, stellten dem Getier mit Fallen und Selbstschuss nach und erbeuteten manchen Marder um der Bälge willen, die der alte Affrohm von Tiefenthal, ein Jude, uns abkaufte. Aus jener Vorhalle gelangte man weiter durch einen Gang, der durch eine mehrere Meter dicke Mauer gebrochen war, in die eigentlichen Wohnräume des Großvaters (Wilhelm Coerper *1764 +1820 kew), die sich in einem später errichteten Anbau befanden. Nachdem nämlich die herrschaftliche Wohnung in dem nördlichen Flügel durch einen Brand zerstört worden war, hatte sich der Schlossherr über dem Zingel und dessen Grundmauern diesen Anbau zur Wohnung errichten lassen.

Alle diese Gebaulichkeiten des Schlosses sowohl als auch der Ökonomiegebäude mit ihren weitläufigen fast zusammenhängenden Räumen, waren nun der Schauplatz, wo wir Kinder uns umhertrieben, wenn wir´s bei gutem Wetter nicht vorzogen, durch Wald, Feld und Wiesen umherzustreifen.

Doch um uns recht verstehen und beurteilen zu können, ist es nötig, auch über das Personal einiges anzumerken, das uns umgab und Einfluss auf unsere Entwicklung ausübte.

Da war zuerst die Hauptperson, die Großmutter, eine kurze, dicke Frau, mit einem Anflug von schwarzem Schnurrbart auf der Oberlippe, sie trug stets eine weiße Haube, unter der eine Fülle grauer Haarlocken hervorquoll, die das nicht unschöne, aber strenge Gesicht umrahmten. Sie war eine harte Frau, heftig, eigensinnig und herrschsüchtig ihren Kindern und Angehörigen gegenüber, dagegen konnte sie großmütig, nachsichtig und freigiebig bis zur Übertreibung sein gegen Schmeichler und Kallfacter. Wir Kinder fürchteten sie mehr, als dass wir sie geliebt hätten, besonders ich, den sie als einen "naseweisen, vorwitzigen" Buben sehr auf dem Strich hatte und bei jeder Gelegenheit zankte und prügelte, auch wenn ich es einmal nicht verdient hatte.

Ferner waren auch zwei erwachsene Onkels da. Karl und Christian, beide unter den Augen der herrschsüchtigen eigensinnigen Großmutter höchst unselbständig bleibend. Beide hatte der Großvater noch nach Meisenheim getan, wo sie die Lateinschule besuchten und dann Karl bei meinem Vater das Gerbergeschäft und Christian in der Stadtmühle das Mühlengeschäft lernen sollte. Aber der Tod des Großvaters ließ weder das Eine noch das Andere zum Abschluss kommen. Die Großmutter nahm beide zurück;

Karl sollte in der Ökonomie Gesinde und Taglöhner beaufsichtigen; Christian übertrug sie die Mühle zu Iben; alles unter ihrer Aufsicht. Ein verfehlter Plan, denn sie scheint selbst weder von der Ökonomie noch von dem Mühlenwesen etwas verstanden zu haben. Den größten Fehler beging sie aber damit, dass sie keinem auf dem Gebiete freie Hand ließ, sondern sie stets wie unmündige Kinder behandelte, und ihnen so die Lust und die Freude an einem selbständigen Wirken raubte. Wenn z.B. Karl, ein gutmütiger gescheiter junger Mann mit dem besten Willen etwas anordnete, Tagelöhner und Knechte an eine Arbeit stellte, dann gab die Großmutter Gegenbefehl und der junge Mann zog sich verdrossen zurück, setzte sich mit einem Buche in den Bienenstand oder nahm das Gewehr und ging auf die Jagd, überließ die Arbeiter sich selbst, die sich dann gute Tage machten. Solches wiederholte sich so oft, dass er zuletzt die Hände ganz sinken ließ, nirgends kräftig und selbständig einzugreifen wagte und sich allmählich einer Art Bummelleben hingab.

Das kam uns Kindern, besonders mir, jedoch zu gut, denn er gab sich viel mit uns ab, erzählte uns aus der Naturgeschichte, die er selbst mit Liebhaberei trieb, regte so unsere Wissbegierde an, dass wir mit offenem Blick durch Feld und Wald mit ihm strichen, über Bäume und Sträucher und Gräser, Steine und Erdarten, Tiere und deren Lebensart tausenderlei Fragen an ihn richteten, auf die er mit Liebe und Freundlichkeit einging und nach Kräften zu beantworten suchte. Wir hatten ihn deshalb alle gern.

Onkel Christian, der "Mühlenonkel", der ausgesprochene Liebling der Großmutter, den sie später auf Unkosten aller übrigen Kinder bevorzugte, war eine stille, mehr in sich gekehrte, verschlossene Natur. Er ging nicht aus seiner Mühle heraus, beschäftigte sich nur in den verschiedenen Werkstätten, war ein geborener Mechaniker, machte sich selbst eine Elektrisier Maschine, die uns Kindern vielen Spaß und Unterhaltung gewährte, er arbeitete bald als Schmied, bald als Drechsler, bald als Schreiner oder Wagner, ja als Steinhauer richtete er sich selbst die Mühlsteine zu, die er brauchte. Und wenn er in seiner Einsilbigkeit auch wenig mit uns Kindern sprach, so trieben wir doch gerne um ihn herum, sahen ihm zu, wenn er bastelte und arbeitete, und so wurde er stillschweigend unser Lehrmeister im Gebrauch und Bezeichnung der Werkzeuge, die er benutzte und sich von uns reichen ließ. Waren wir doch vielfach seine willigen Handlanger. - Und was wir so gleichsam spielend lernten, kam uns im späteren Leben vielfach zu statten.

Als Bruder Heinrich z.B., der nach Texas ausgewandert war, dort krank geworden und in Not geraten war, verfertigte er einen Wagen und anderes Ackergerät, verkaufte es und löste soviel dafür ein, daß er seine Rückreise bezahlen konnte.

Außer diesen beiden erwachsenen Onkeln, Carl und Christian, waren damals noch zwei jüngere da, Fritz und Peter, ersterer so alt wie meine Schwester Sannchen, letzterer im Alter meines Bruders Heinrich. Mit diesen vieren mußte ich dann als der fünfte und jüngste die Schule in Tiefenthal besuchen. Das war in jeder Beziehung eine gar merkwürdige Schule, in Bezug auf ihre innere Einrichtung, die Art der Schüler, des Unterrichts, der Methode und der Disziplin, merkwürdig auch in Bezug auf den Lehrer und seine Angehörigen, seine Frau, das Schulwäsie, und seine Tochter, die Merielies.

Das Schulhaus war ein kleines niederes einstöckiges Häuschen. Rechts vom Hausflus befand sich das Wohn, Schlaf- und Schulzimmer in einem Gelass. Da stand ein größerer Tisch, vor und hinter welchem zwei Bänke sich befanden, auf der vorderen saßen die Mädchen mit dem Rücken nach dem Lehrer zu, auf der hinteren, diesen gegenüber, die Knaben, zusammen etwa 20 bis 25 Kinder. Am unteren Ende schloss sich der Alkoven mit dem großen Ehebett des Lehrers und seiner Frau an, denselben vollständig ausfüllend. Dann kam an der Wand gegenüber ein großer eiserner Ofen, aus vier Eisenplatten bestehend, auf denen man die Hochzeit zu Cana mit den Krügen tragenden Dienern sehen konnte. Dann kam der Sessel des Lehrers und daneben an der Wand ein sogenanntes "Zappenbrett", auf dem sich die Bibliothek des Lehrers und unter dem sich an Zapfen die Garderobe des Lehrers und der Lehrerin hängend befand. Weiter reihte sich die Tür an, an deren oberster Leiste der Lehrer die Tage der Woche und des Monats vom Sonntag bis Samstag mit Kreide anschrieb. Dann folgte eine Ecke, in welche die Kinder jeden Morgen ihre "Schulscheiter" stellten, welche einen beträchtlichen Teil der Lehrerbesoldung ausmachten und welche die armen Eltern Tags vorher in dem nahen Walde gehauen hatten. Dann stand, den engen Raum noch mehr beengend, an der westlichen Giebelwand vor einem kleinen Fenster ein Tischchen, das der Großvater dort hatte anbringen lassen, an dem wir getrennt von den übrigen Kindern saßen; wohl weil das dichte Zusammensitzen mit denselben aus verschiedenen Gründen nicht ratsam war.

Links vor der Hausflus war ein kleines Kämmerchen, das Boudoir und die Schlafstelle der Merielies, und dahinter als Fortsetzung der Flus, die kleine gründlich geräucherte Küche. Aus der Hausflus führte eine, beim Nichtgebrauch an der Wand hängende Leiter in den Bodenraum, der Scheune, Hausspeicher und Vorratskammer zugleich bildet. Das war das bescheidene Schulgebäude in dem man vom alten, treuen, gewissenhaften, frommen "Schulmeister" Mandler den ersten Unterricht empfing. Übrigens waren zu jener Zeit die Schulhäuser auf dem Lande überhaupt nicht viel besser, wenn auch je nach der Schülerzahl größer, d.h. geräumiger, dagegen die Schulmeister meistens geringer und untüchtiger für ihren Beruf, als unser Mandler mit seinem einen Auge, das andere hatte er verloren, mit seiner Zipfelkappe, die er nur beim Gebet zwischen die großen Hände nahm, sonst aber auch während des Unterrichts nicht abnahm; mit seinem gestrickten Wamse, den ihm seine Frau für den Winter hergestellt hatte, während er die Sommerschule in Hemdsärmeln erteilte. Obgleich mir, als ich später die drastische Schilderung des "Schulmeisterleins Wutz" von Anenthal, von Jean Paul Richter, oder des Dorfschulmeisterleins von Jeremias Gotthelf Bitzius las, das Bild dieses Mannes lebendig vor die trat - so stand er doch bei seinen jugendlichen Schülern und bei der ganzen Dorfjugend und Gemeinde in hohem Ansehen.

Nicht nur in der Schule, sondern auch außer derselben, setzte er sich in Respekt dadurch, dass er nach dem Abendläuten, daß er selbst besorgte, jedesmal noch einen Gang durchs Dorf machte und die lärmenden Buben eintat oder für den anderen Tag sich zum Prügeln vormerkte. Die Übung solcher gesunden, heilsamen Zucht wird heutigen Tages von unseren "humanen", seminaristisch zugerichteten Lehrern, als Polizeidienst unter ihrer Würde gehalten. Nicht mehr Erzieher, sondern Unterrichter oder Abrichter wollen sie sein. Nicht was und wie die Jugend wird, sondern was sie lernt, was sie aus dem über Gebühr ausgedehnten, der Volksschule aufgehalsten Wissensgebiete an unverdauten Brocken in sich geschluckt, darauf kommt es ihnen an. Der Lehr- und Lernstoff war in der Schule zu Tiefenthal noch weise beschränkt, aber das Wichtigste und Notwendigste umfassend, war er behaltlich und angemessen, tief und unvergesslich wurde er von den Kindern angeeignet. Er bestand aus Gesang, Religion, Rechnen, Lesen und Schreiben; und wurde in dieser Reihenfolge täglich traktiert.

Zuerst wurde ein Lied, Choral, von allen gesungen und dann gebetet und die älteren Kinder ihren Katechismus, Luthers kleiner abgehört, die jüngeren ihre Sprüche; daran schloss sich das Lesen einer biblischen Geschichte nach Hübner mit den "nützlichen Lehren", die schwächeren lasen "ein Psalter"; die kleinsten buchstabierten im ABC-Buch, wobei der Lehrer eines nach dem anderen zu sich an den Sessel kommen ließ, wo sie ihr ABC - Büchlein auf sein Knie legten und er hinten drauf nachhalf, wenns nicht gehen wollte.*)

*) Gemeint ist wohl: Zuerst wurde ein Lied oder Choral von allen gesungen und dann gebetet und den älteren Kindern wurde ihr Katechismus, Luthers kleiner, abgehört, den jüngeren ihre Sprüche; daran schloß sich das Lesen einer biblischenGeschichte nach Hübner, mit den “nützlichen Lehren”, an, die schwächeren lasen “ein Psalter”; .............kew

Während dieser Operation schrieben die anderen, was er ihnen in ihrem "Lutz” Schreibheft vorgeschrieben hatte, wie "jung gewohnt, alt getan, fang das Gute wacker an", oder "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", oder eine ähnliche Sentenz, mitunter einen kurzen Bibelspruch, ein Sprichwort und dergleichen. Schließlich wurde noch gerechnet und die Schule mit einem Gebet geschlossen. Zwischendurch wurden wir Kinder von Iben auf den Wunsch des Großvaters, der ein guter Reformierter war, in unserem Heidelberger Katechismus abgehört. Aber mir wurde durch die tägliche Wiederholung des lutherischen Katechismus, der ich beiwohnte, dieser dermaßen ins Gedächtnis eingeprägt, dass ich ihn während meiner ersten vier Schuljahre vollständig auswendig lernte und nie mehr vergaß; ein Beweis für die volkstümliche, leichtbehaltliche und zweckmäßige Fassung desselben.

So wie oben angedeutet verlief der Unterricht Tag für Tag, ohne Lektionsplan, ohne Pensumverteilung und dergleichen und zwar im Winter von Allerheiligen bis Lichtmess oder bis der Schnee schmolz und die ersten Lerchen das Nahen des Frühlings ankündigten. Dann trat eine Änderung ein, und zwar nicht im Gang des Unterrichtes, wohl aber öfters im Lehrpersonal. Damals hatte man noch keine seminaristisch gebildeten Lehrer, sondern die Schulgemeinde wählte und mietete sich für einen Winter irgend einen Mann, der neben seinem Gewerbe als Maurer, Leineweber, oder kleinen Bauersmann, der in einer Prüfung vor dem Presbyterium ein Zeugnis abgelegt hatte, dass er einigermaßen in den gedachten Lehrgegenständen erfahren sei. Er musste in der Kirche einige Choräle singen, Fragen aus dem Katechismus auswendig hersagen, eine Probe im Schreiben ablegen, das man um so mehr schätzte, je mehr es mit allen möglichen Schnörkeln im Rokokostil versehen und verziert war. Nach dem Resultat einer solchen Prüfung richtete sich dann auch der Lohn, der für das Winterhalbjahr ausbedungen wurde und neben 12 bis 20 fl in einem Wandeltisch bestand. Im Sommer arbeitete der Mann dann wieder in seinem Gewerbe. Unser Lehrer Mandler war seines Zeichens ein Bauersmann. Und kaum war im Frühjahr das Feld hinreichend abgetrock- net, so spannte er seine Kuh, er hatte nur eine, mit der eines Nachbarn zusammen, fuhr seinen Dung darauf und pflanzte und säte es ein.

Ein freudiges, wohliges Frühlingsgefühl zog dann in unsere Herzen ein, denn während der strenge Schulmeister draußen seine kleinen Feldstücke ackerte und säte, vertrat das Schulwäsie seine Stelle und tat dasselbe an den Herzen der Schulkinder und zwar, wie ich glaube, nicht ohne Erfolg, auch ohne Stock. Sie hielt den ganzen Unterricht in derselben Weise und Reihenfolge, wie er, und besorgte dabei das einfache Mittagsmahl. Noch höre ich ihre alte, hohe zitternde Stimme, wie sie den Morgensegen vor und mitsang und dann das Gebet so innig und andächtig, daß es zu Herzen ging.

So wurde es gehalten, solange die Frühjahrsarbeit dauerte, bis Ostern. Dann begann die Sommerschule, die täglich nur eine Stunde, oder bei Regenwetter auch etwas länger dauerte.

In diese Schule, die von den Elementarschulen der Umgebung wohl die bessere war, wurden wir geschickt. Der Lehrer war hier ansässig und wechselte nicht alljährlich, wie das anderwärts meistens der Fall war. Zudem lag Tiefenthal auch noch nicht so fern von Iben, wie die übrigen Orte. Es führten zwei Wege dahin, durch den Wald und durch die Wiesen. Wir wurden angehalten, den ersteren einzuschlagen, weil der Wiesenpfad an dem Bach hinführte, der nicht selten angeschwollen war. Hier zeigte sich die liebe volle Sorgfalt des Vaters, die sonst nicht gerne offen hervortrat, dadurch, dass er mich, den kleinsten und jüngsten, oft an die Hand nahm und uns durch den Wald bis in die Nähe des Dorfes begleitete. Das hatte seinen Grund, den er uns nie angab, um uns nicht ängstlich und furchtsam zu machen. Wie nämlich die Armeen während des Krieges mancherlei Raubgesindel, Marodeure, Mordbrenner und dergleichen im Gefolge hatten, welche die Gegend verwüsteten und unsicher machten, so gab es auch im Anfang der zwanziger Jahre (19. Jhd. Napoleon kew), also nicht lange nach der Kriegszeit, noch Wölfe in unserer Gegend, die besonders zur Winterzeit aus den Vogesen und dem nahen Sonwald zu uns kamen und die Gegend unsicher machten. Wurden doch an einem Tage zwei dieser reißenden Bestien an dem nur eine halbe Stunde entfernten Eichelberg erlegt, deren Spur bis in die Nähe des Schafstalles verfolgt werden konnte, da in der Nacht ein frischer Schnee gefallen war. Und zum Schutz gegen sie ging der Vater mit uns. Zuweilen tat das auch Onkel Carl mit der Büchse und dem Sultan, einem großen Wolfshunde. Aber auch er sagte uns nie den Grund seiner Begleitung. Erst später wurde uns gesagt, daß nicht nur mehrere Schafe, sondern auch ein Kind auf dem Schulweg vom Steiger Hof nach Fürfeld von den Wölfen zerrissen worden seien.

Überhaupt hatte der Weg zur Schule, besonders im Winter, für mich kleinen sechsjährigen Jungen manches Beschwerliche. Oft lag der Schnee in dem Waldwege so tief zusammengeweht, daß ich mich kaum durcharbeiten konnte und ich bis über die Knie mit nassen Strümpfen und Hosen in der Schule ankam. Dann sorgte aber das Schulwäsie mütterlich für mich, zog mir die Schuhe aus und wenn nötig auch die Strümpfe, legte sie zum trocknen auf den Ofen, setzte mich daneben und rieb mir mit den warmen Händen die kalten Füße und Beine. Auch die Anderen, namentlich die Schwester nötigte sie, sich am Ofen trocknen zu lassen, bevor sie ihre Plätze am Tischchen einnahmen.

Im Frühjahr aber und im Sommer, wenn der Appelbach, der bei dieser Gelegenheit oft das ganze Tal überflutete, die Schneewasser von dem Donnersberg abgeführt hatte, durften wir nach Belieben den einen oder anderen Weg nehmen. Und mit welcher Jugendlust und Freude machten wir reichlichen Gebrauch von dieser Erlaubnis. Um zur rechten Zeit zur Schule zu kommen, schlugen wir auf dem Heimweg (gemeint ist Schulweg) gewöhnlich den Pfad durch den grünen blumenreichen Wiesengrund ein, heimwärts dagegen hatte es keine Eile und wir ließen uns in tiefem Waldschatten vom Gesang der Vögel, der Amseln und Drosseln usw. vom Wege ablocken, um ihre Nester aufzuspüren oder die bereits entdeckten zu besuchen und zu sehen, ob man ein Ei herausnehmen könne für unsere Eiersammlung, was nur geschehen durfte, solange der Vogel noch am Legen war. Wir kannten die verschiedenen Vögel nicht nur am "Schlag", sondern auch an den Eiern und an dem Nestbau und wussten, wie viel Eier jeder legte. Da konnte nun eins weggenommen werden und es wurde wieder zugelegt, wenn der Vogel noch nicht das Brüten begonnen hatte. Solches war uns erlaubt, aber Nester ganz auszunehmen oder zu zerstören war uns aufs Strengste untersagt, und ich kann sagen, dass wir dieses Verbot gewissenhaft beachteten. Es ward uns übrigens nicht schwer, die Nester zu finden, denn wir kannten, wie gesagt, die Vögel am Gesang und wussten, wo sie ihre Nester hin bauten. Da machten wir uns dann herbei, das Benehmen des Vogels aufmerksam beobachtend; denn wer Gefahr für sein Nest merkt, dann wird er laut, fliegt weg und sucht durch ängstliches Geschrei den Feind wegzulocken und irre zu führen. Was aber bei Katzen, Marder, Iltis und dergleichen Getier wirkte, das war bei uns nicht angebracht; wir kannten die List des kleinen Sängers, rückten langsam vor und je ängstlicher sein Geschrei wurde, desto näher waren wir seinem Neste. Im Eifer des Suchens und der Freude des Findens vergaßen wir uns nicht selten und verliefen uns so weit, dass wir nicht rechtzeitig bei Tische sein konnten, wenn wir auch sofort im Dauerlauf nach Hause eilten, sobald wir die gewaltige Stimme Sultans hörten, die Tal auf und ab widerhallte, während gegessen wurde. Kamen wir dann schweißtriefend und außer Atem zu Hause an, dann hieß es nicht: "Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der kann essen, was übrig bleibt", sondern "der kann um den Tisch tanzen, d.h. er bekommt “gar nichts", und wir waren still und zufrieden, wenn es bei dieser gelinden Strafe sein Bewenden hatte. Die Eltern hielten streng auf Ordnung und keines hätte gewagt, gegen einen solchen Entscheid auch nur das Geringste einzuwenden, oder eine verdrossene Miene zu machen. Aber das Streifen durch den Wald und das Nestersuchen war nicht die einzige Ursache, daß wir uns oft verspäteten und statt um 9 erst um halb 1 Uhr nach Hause kamen. Es gab noch andere Hindernisse, die uns unterwegs aufhielten und die auch genommen werden mussten. Wenn im Frühling, anfangs April schon, die Sonne warm schien, dann dachten wir ans Baden und statt durch den Wald schlugen wir den Weg durch die Wiesen, am Bache hin, ein; wo sich hie und da tiefere Stellen "Kinkel" befanden, die zum Baden einluden. Da wurden dann schnell die Kleider abgeworfen, die Hemden über den Kopf gezogen und ohne weiteres Überlegen ins Wasser gesprungen.

Da aber das Wasser, in welchem solch ein Bad genommen wurde, kaum +8 bis 10 R. hatte, war doch morgens früh der ganze Wiesengrund noch weiß gereift, so konnten wir uns in demselben nicht lange aufhalten, sondern schnatternd und zähneklappernd vor Kälte, eilten wir bald wieder heraus, ergriffen die Hemden, schlugen sie nochmals um den nassen nackten Leib, um uns zu trocknen, denn Handtücher zu diesem Zweck hatten wir nicht und ströpten sie wieder über den Kopf in der Eile oft umgewendet, was dann der Mutter verriet, was wir wieder unterwegs aufgeführt hatten. Es konnte dies umso leichter geschehen, da man damals die Hemden um den Hals nicht knöpfte, sondern band. Da gab es dann ernste Zurechtweisungen und Ermahnungen, nicht so frühzeitig zu baden, weil wir krank werden könnten; und es ist ein wahres Wunder, dass wir uns durch solches Baden nicht die schwersten Krankheiten, Gliedererkrankungen und dergleichen zuzogen.

Nach solchen Ermahnungen und Warnungen schlugen wir dann gleich wieder den Weg durch den Wald ein, kletterten auf die höchsten Bäume den Starennestern nach und holten aus den Baumhöhlen je ein Ei, das wir, um es nicht zu zerdrücken, gewöhnlich im Mund herab trugen. Im Herbst aber, wenn die Zeit zum Baden überhaupt vorüber war, waren es die Brombeeren, Haselnüsse und dergleichen, denen wir nachgingen. So führten wir ein frisches, frohes Leben in kindlicher Sorglosigkeit, soweit es die Großmutter und ihr “Hofstaat” nicht hinderten.“

   
Hier möchte ich noch zwei Berichte von Friedrich Coerper folgen lassen, die für die damalige Zeit besonders bezeichnend sind:
   
 

"Unter solchen Gesprächen, denen ich mit Aufmerksamkeit und geheimen Gruseln lauschte, und die mir den sonst weiten, beschwerlichen und ermüdenden Weg verkürzten, kamen wir einmal unter den weittragenden schattigen Ästen der alten, gewaltigen Eiche an, die unweit des Neudörfer Hofes am Rande des Waldes am Wege steht. Als wir uns hier zum kurzen Ruhen auf dem weichen Moose niedergelassen, begann der Vater in seiner ruhigen ernsten Weise zu erzählen:

"Sieh hier hinter diesem Eichbaum stand einst der berüchtigte Räuberhauptmann "Schinderhannes", wie gewöhnlich als Jäger oder Förster gekleidet mir Gewehr und Hirschfänger bewaffnet. Da kam hier aus der Waldschlucht herauf unser Vetter Coerper aus Duchroth, ein junger Bursche von 18 Jahren - ich hab ihn noch gekannt - und wollte nach Obermoschel. Nichtsahnend wollte er hier vorübergehen; da trat "Schinderhannes” hinter dem Baum hervor, legte mit einem Halt das Gewehr auf ihn an und sprach: "Diesen Brief bringe sofort dem Bauern dort auf dem Neudörfer Hof; ich werde sehen ob du hingehst, und erwarte hier seine Antwort.”

Da die Landleute in den damaligen kriegerischen Zeiten ohne Schutz und in steter Furcht vor den Drohungen des kühnen Räubers und seiner Gesellen waren, so folgte der Bursche dem Befehl, ging hin und kam mit der Nachricht zurück: "Der Hofmann sei abwesend, käme auch die Nacht nicht nach Hause, den Brief habe er dessen Frau gegeben". Coerper durfte nun seinen Weg ungehindert fortsetzen.

In der folgenden Nacht brach “Schinderhannes” mit einigen seiner Genossen in den Hof ein und forderte von der Frau das Geld, das der Bauer am Tage vorher für ein paar Ochsen, die er an Juden verkauft, eingenommen habe. Da jedoch die Bäuerin dieser Forderung nicht nachkommen konnte, weil ihr Mann, wohl in Voraussicht, dass es so kommen werde, das Geld mitgenommen hatte, um es anderswo in Sicherheit zu bringen, so fielen die Räuber über sie her und misshandelten und folterten sie aufs Schrecklichste, um sie zur Herausgabe des Geldes zu zwingen.

Einige Jahre nachher, als die französische Herrschaft auf dem linken Rheinufer gefestigt und geordnete Zustände eingetreten waren, ging Schinderhannes, weil er sich diesseits nicht mehr halten konnte, über den Rhein, wo er sich anfangs noch einige Zeit in der Taunusgegend herumtrieb. Als er sich auch da nicht mehr sicher fühlte, ging er nach Frankfurt, um sich anwerben zu lassen. Allein er wurde erkannt und dem französischen Gericht in Mainz ausgeliefert. Hier wurde er nach beendigtem Prozeß mit 20 seiner Spießgesellen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Zu den Verhandlungen war auch jene Bäuerin vom Neudörfer Hof geladen worden. Und da sich aus ihren Aussagen ergab, dass Coerper ihr jenen Droh- und Brandbrief überbracht hatte, so wurde auch dieser als mitschuldig gefänglich eingezogen und wäre wohl, da die Franzosen gemäß ihres Schreckenregimentes nicht viel Federlesens machten, auch, obgleich unschuldig, zum Tode verurteilt und hingerichtet worden, wenn er nicht vor Beendigung des Prozesses aus Gram und Schrecken im Gefängnis am Nervenfieber gestorben wäre.“

"Es war etwa 1825 oder 26, da verbreitete sich ein merkwürdiges, von vielen für eine Fabel oder Märchen gehaltenes Gerücht unter dem Landvolk, dessen Wahrheit viele, auch Onkel Karl und Christian, sowie der Vater für unmöglich hielten. Endlich brachte auch das Frankfurter Journal die Nachricht, dass an einem bestimmten Tage ein Schiff von Düsseldorf aus zu Berg, den Rhein aufwärts, sogar durchs Binger Loch, ohne Pferde, Segel und Ruder gegen den Strom kommen sollte. Da ein solches Schiff bisher nur mit vielen Pferden, oft mit 10, 15 auf dem Leinpfade hintereinander gespannt und durch Schreien und Schlagen angetrieben, geschleppt werden konnte, so war man begierig, dieses Wunder mit eigenen Augen zu schauen. Es strömte daher eine große Menschenmenge aus der ganzen weiten Umgegend an dem bestimmten Tage in Bingen zusammen.

Auch Onkel Karl scheute den 5 Stunden weiten Weg nicht und hatte beschlossen, hinzugehen. Aber auch ich hegte den lebhaften Wunsch mitzugehen und ließ mich nicht abschrecken durch die Vorstellung der Eltern, daß 5 Stunden hin und zurück, also ein Weg von 10 Stunden an einem Tag für mich kleinen Buben noch zu weit wären, sondern quälte fort, bis auf Fürsprache des Onkels endlich die Erlaubnis gegeben wurde. Wer war froher als ich? Sollte ich doch nicht nur das Wunderschiff, sondern auch andere große Schiffe und zum ersten mal den breiten Rheinstrom und Bingen sehen. Als endlich der Tag nahete und es hieß: "Morgen, Fritz, gehen wir, halte dich bereit", da war an Schlafen nicht mehr zu denken. Um drei Uhr frühe, als der Onkel kam, mich abzuholen, stand ich gerüstet schon in der Tür ungeduldig seiner harrend. Anfangs eilte ich stets einige Schritte voraus, aber er nahm mich bei der Hand und mäßigte meine Eile mit den Worten: "Wenn man einen weiten Weg, oder überhaupt etwas wichtiges vor hat, dann muss man anfangs langsam, besonnen zu Werk gehen, sonst verbraucht man seine Kräfte, ehe man ans Ziel kommt und erreicht es schließlich gar nicht. Indessen, je mehr wir uns Bingen näherten, desto mehr vergrößerten und verdichteten sich die Haufen einzelner Gruppen, die auf Feldwegen und Fußpfaden von allen Seiten der Chaussee und demselben Ziele anstrebten, bis zuletzt ein Menschenstrom, breit wie die Chaussee, Kopf an Kopf sich in die Stadt hinein wälzte.

Es wurde mir jetzt etwas bange, soviel Menschen hatte ich bis jetzt noch nie gesehen. Wir wurden gedrängt und mitgenommen, schafften uns aber durch und soviel möglich vor die Anderen, bis wir unten am Rhein in ein Gedränge kamen, wo jede Bewegung vorwärts aufhörte. Hier konnte man die Menge an beiden Ufern erst wahrnehmen, hunderttausende hatten die Höhen von Rüdesheim und Rochusberg besetzt. Alle gespannt wartend des Wunders, das da kommen sollte. Am größten war das Gedränge in der Nähe der Landungsbrücke, die schon aufgeschlagen war und an der das Boot anlegen sollte.

Man konnte sich keinen rechten Begriff machen, wie das geschehen sollte; der eine meinte so, der andere anders. Endlich sah man eine dunkle Rauchsäule aufsteigen, die allmählich näher kam; gleichzeitig donnerten vom Mäuseturm und den beiden Ufern Böllerschüsse, deren Widerhall sich in dem Rheintal weit und mächtig fortpflanzte, zum Willkommen des Schiffes, das seinerseits den Gruß erwiderte.

Jetzt trat eine erwartungsvolle Stille ein, alle waren gespannt zu sehen, ob und wie das Schiff sich durch die damals noch sehr starke Strömung des Binger Loches hindurch arbeiten werde. Als es diese Probe wirklich allein, ohne fremde Hilfe, bestanden hatte, da konnte die Menge sich nicht mehr halten, ein tausendstimmiger gewaltiger Beifallssturm brach los, der mir durch Mark und Bein ging und mich mit einem Schauer durchrieselte, so dass ich des Onkels Hand ergriff und mich festhielt; und sah nun wie das große Schiff wie ein gewaltiges Ungetüm stolz die Wogen vor sich hertreibend und durchschneidend näher kam, und alle Nachen, Schiffe und die Landungsbrücke selbst auf und ab schwankte und endlich anlegte, da wollte das Schreien und Jubeln kein Ende nehmen. Jetzt war auch der Ungläubigste überzeugt, dass das viel und langbesprochene Wunder wirklich Wahrheit sei. Aber "selig sind, die nicht sehen und doch glauben!", glauben, dass es noch manches geben kann im Himmel und auf Erden, was wir mit unserem kurzsichtigen Verstand nicht fassen und begreifen können.

Als nun die bis dahin ungläubige Menge befriedigt aufatmend dem abgehenden Schiffe nach schaute, solange es in Sicht war und sich dann umwandte, dachten wir an die Rückkehr. Aber müde und hungrig von dem weiten Weg und dem langen Stehen, wollten wir zuvor etwas essen, konnten jedoch in Bingen nirgends etwas bekommen, weil alle Wirtshäuser überfüllt waren; mussten wir uns "ungegessen" auf den Rückweg machen, mit einem Stückchen Brot (Wecke waren nicht mehr zu haben) fürlieb nehmend. Erst in Gensingen gab es etwas zur Erquickung, der Weg wurde jedoch nicht lange, denn der Onkel, der über die Dampfkraft und ihre Anwendung manches gelesen hatte, suchte mir die Einrichtung der Dampfmaschine nach Vermögen klarzumachen und er fand einen aufmerksamen und wissbegierigen Zuhörer an mir.”

   

An einem der folgenden Tage besuchte ich von Meisenheim aus auch noch dieses alte Gut. Aber wie hat es sich gegenüber der Beschreibung von Friedrich Coerper verändert. Vom eigentlichen Hof stehen nur noch einige sehr große Wohn- und Wirtschaftsgebäude, überragt von dem allein von der Kapelle übrig gebliebenen Chor.

Nur die Mühle scheint noch einigermaßen den alten Zustand gewahrt zu haben. Eine ganze Reihe von Familien teilen sich nun die Reste des einst so schönen Gutes, auf dessen Besitz unsere Vorfahren stolz waren.
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Die Linien der Familie Coerper / Körper

Die Kinder und Kindeskinder von Wilhelm Coerper breiteten sich von Iben über die ganze Welt aus. In großen Zügen wollen wir hier noch die Hauptlinien heraus stellen.

1. Die Kaiserslauterner Linie:

Da ist zunächst Wilhelm Coerper's (*1764) ältester Sohn Wilhelm (*1789). Er hat Iben nicht mehr im Besitze seines Vaters gesehen, da er 1812, noch vor der Geburt seines ersten Sohnes, stirbt. Er war Verificateur des Kronschatzes zu Hessen Kassel. 1811 heiratete er in Kassel Katharina Helferich aus Kaiserslautern. Sie kehrt 1812 nach dem Tode ihres Mannes in die Pfalz zurück, wo sie nochmals heiratet. Der Sohn, wieder ein Wilhelm Coerper, ist der Stammvater der Kaiserslauterner Linie. Sie findet sich in der Pfalz, im Rheinland, Ostpreußen und Berlin.

2. Die Callbacher Linie:

Der zweite Sohn Wilhelm Coerper's (*1764), Heinrich (*1791), erwirbt einen Teil des Hofes. Sein ältester Sohn Heinrich Jakob (*1814) ist vorübergehend in Amerika. Über ihn fand ich in einem Meisenheimer Cörper'schen Hausbuch folgende Notiz:

Heinrich Jakob *9.5.1814 zu Reiffelbach

+ 25.5.1868 zu Reiffelbach

Jakobinn Konrad *21.6.1828 zu Callbach

+16.1.1899 zu Callbach

Er erlernte auf Hof Iben die Landwirtschaft. Im Jahre 1844 wanderte er, verlockt durch glänzende Versprechungen, die den deutschen Einwanderern gemacht wurden, nach Texas aus. Er lernte dort eine Fürfelderin Benner (?) kennen, mit der er sich verheiratete, die er aber bald durch den Tod wieder verlor. Nach 8jährigem Aufenthalt kehrte er 1852, nachdem er sich als Stellmacher nach New York durchgeschlagen hatte, reich an Enttäuschungen, mit seinem Töchterchen Elisabeth nach Deutschland zurück.

Hier fand er zunächst ein Unterkommen bei seiner Schwester auf dem Keddarder Hof. 1853 kaufte er sich in Callbach an und verheiratete sich dort mit Jakobinn Conrad, geboren am 21.06.1828 in Callbach. In Callbach blieb er bis 1867 und betrieb dort in seinem Hause eine Wirtschaft; 1867 siedelte er nach Reiffelbach über, wo er die Kohlengruben führte, bereits 1868 starb er.“

Seine Nachkommen finden sich meist in Meisenheim und Umgebung.

3. Die Meisenheimer Linie 1

Der zweite Sohn Heinrichs, Friedrich (*1816) wird Pfarrer und Rektor der Lateinschule in Meisenheim. Seine Nachkommen sitzen größtenteils im Rheinland.

4. Die Meisenheimer Linie 2

Heinrichs dritter Sohn Johann Baptist (*1823) wird Kaufmann in Meisenheim. ( Er ist richtiger Weise der 4. Sohn, da er noch einen älteren Bruder Wilhelm (*1817, +1835) hatte, der aber ja nur 18 Jahre alt wurde. kew) Dort und meist im Rheinland sind auch heute noch seine Nachkommen zu finden.

5. Die Ibener Linie:

Heinrichs vierter (fünfter) Sohn Karl (*1820) blieb auf Iben. Seine vier Söhne gehen nach Amerika. Er selbst siedelt nach dem Verkauf des Hofanteiles (durch ihn oder seine Söhne) zu seiner Schwester auf den Keddarter Hof bei Meisenheim über.

6. Die Linie Ibener Mühle:

Der sechste Sohn von Wilhelm Coerper (*1764), Christian (*1803) übernahm 1833 die Mühle von seiner Mutter. Von ihm ging sie auf seinen Sohn Jakob (*1837) über, der sie schließlich 1872 an einen Peter Schmitt verkauft. Die Linie hat heute in Dentist Otto Coerper in Dortmund Aplerbeck ihren letzten männlichen Nachkommen. (Stand 1940 kew)

Namenskürzel:
kec = Karl-Eberhard Coerper
kew = Karl-Eberhard Wilhelm

Nachwort

Liebe Familienmitglieder, liebe Interessierte,

ich hoffe, dass die Veröffentlichung dieser alten Familiengeschichte für die eigene genealogische Forschung interessant und hilfreich gewesen ist.

Sollte jemand ergänzende Informationen zu dieser Familiengeschichte oder dem Stammbaum besitzen, bitte ich darum, sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Viele Grüße!
Karl-Eberhard Wilhelm
im Oktober 2011

Fon: 0202-552742

Fax: 0202-2547274

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